Vor ein paar Wochen erst entdeckten wir eine ganze Sammlung von Schürzen und Kleidern aus den 60er und 70er Jahren in einem Nachtschränkchen, das uns Jemand vor die Tür gestellt hatte. Alle Kleidungsstücke waren für ihre Zeit hochmodern. In unseren Köpfen entstand ein Bild der damals modebewussten Vorbesitzerin.
Wo mochten die vielen Kittel und Schürzen getragen worden sein? Anhand eines kleinen Etiketts, das alle Kleidungsstücke trugen, fanden wir es heraus. Auf dem Etikett stand nämlich AWG Zwickau. Ein Kürzel für die Automobilwerke Zwickau in Sachsen, wo der legendäre Trabbi hergestellt wurde. All die Kittel in der Kommode waren also Arbeitskleidung einer modernen Arbeiterin im Trabbi Werk. Die Kommode selbst verwies uns auf eine andere Zeit.
Sicherlich hatte die Besitzerin das Schränchen geerbt, denn es ist im Stil der Gründerzeit gestaltet mit seinen gerieften und geschwungenen Seitenaplikationen und dem auch für die Zeit um 1900 typischen Mahagony-Furnier. – Auch Zeitungsausschnitte oder Werbebroschüren verraten uns manchmal, wo ein Möbelstück sein Vorleben verbracht hat: Zum Beispiel diese Werbeanzeige für Heizdecken aus der Zeit um 1965, als es DDR noch wirtschaftlich gut ging.
Wenn wir in der Rapuze Werkstatt ein Möbelstück schleifen und fehlende Teile ersetzen dann kommen wir sehr nah mit ihm in Berührung. Stück für Stück zeigt sich dann sein Vorleben. Abdrücke und Verfärbungen weisen darauf hin, wie das Möbelstück früher benutzt wurde. Oft finden wir auch Stempel auf der Rückseite, die uns erzählen, wo und wann es produziert wurde.
Diese Etikett zum Beispiel, dass wir auf der Rückseite einer kleinen Kommode fanden, brachte uns in Verbindung mit einem Regionalhistoriker in Mecklenburg Vorpommern: Der VEB Barth Holzindustrie, in dem die kleine Kommode produziert worden ist, existiert schon lange nicht mehr. Kaum Jemand erinnert sich noch an ihn. Mario Galepp, ein Heimatforscher, der heute noch in Barth lebt schickte uns schließlich Fotos und Informationen über das ehemaligen Kombinat, das in Nachwendezeiten eine traurige Abwicklungsgeschichte über sich ergehen lassen mußte..
Auch dieses Sideboard, das auf dem Bild in restaurierten Zustand zu sehen ist, verriet uns auf seiner Rückwand, wo es einstmals erschaffen wurde: Triebes/Zeulenroda hieß das Möbelkombinat in Thüringen – eine der ganz großen Möbelproduzenten in der ehemaligen DDR. Im Produktionsjahr 1958 ging es wirtschaftlich in der DDR langsam voran – in Triebes wurde für den nationalen und internationalen Markt in modernem Design produziert.
Die Möbelgeschichte- und Geschichten lassen unsere Rapuze Möbel erst so richtig lebendig werden. Wir finden, es macht noch mehr Spaß die Möbel aufzuarbeiten oder ihnen eine neue Farbgebung zu schenken, wenn wir Details aus ihrem Vorleben herausgefunden haben. In unserem Onlineshop und auf unserer Seite `Möbel´ findet Ihr unsere aktuellen Möbelkreationen, die zum Verkauf stehen.